Hängende Mundwinkel und ihre Auswirkungen – Mimiresonanz

Ja, seit einiger Zeit, genauer gesagt seit meinem 40. Geburtstag, kümmere ich mich um meine Gesichtsmimik. Klar zuerst wollte ich mal meine hängenden Mundwinkel loswerden. Die hatte ich nämlich zufällig entdeckt, als ich Videos von meiner Familie drehte und in einem unbeobachteten Moment auch ich ins Bild kam. Also ich dachte damals, das ich ganz entspannt da dreinblicke. Nein, mein Inneres war entspannt, aber meine Mimik hat das nicht gezeigt. Da hingen die Mundwinkel nach unten, so, als wäre ich genervt, oder traurig. Ich kann mich nicht entscheiden, ob es genervt oder traurig war, einfach schrecklich. Ich hab mich erschrocken, denn so nehme ich mich nicht wahr, wenn ich mir im Spiegelbild zulächle. Ich hab dann auch gemerkt, dass auch mein Mann hängende Mundwinkel hat, die aber gut in seinem Bart verstecken kann. Tja, Bart lasse ich mir jetzt keinen wachsen. Also was tun?

Botox und chirurgische Eingriffe sind von meinem Weltbild her ein absolutes NoGo. Daher hab ich gleich in der „Alternative Heilmethoden“ Szene gegoogelt. Ich bin dort gleich mal auf Cantienica gestoßen. Und dem dazugehörigen Buch „Faceforming“. Da ich Benita Cantieni auch aus der psychologischen Fachliteratur kenne – hier aus dem Buch „Embodiment“. Hier hat sie einen Beitrag darüber geschrieben, dass die veränderte Körperhaltung auch die Emotionen ändert und eine kurze Anleitung zur Aufrichtung des Körper gegeben. Ja, das ist nach meinem Geschmack.

Ich hab mir also zu meinem 40. Geburtstag das Buch „Faceforming“ geschenkt und sogleich mit dem Übungen begonnen. Und sofort sichtbare Erfolge erlebt. Juhu! Und zu diesem Gesichtsübungen gehört auch eine gute Körperhaltung dazu, denn sonst zieht es die Gesichtsmuskeln wieder nach unten. Also hab ich mir auch einen LaufWorkshop nach Cantienica Methode gegönnt. Das war zu meinem 41. Geburtstag. Plötzlich konnte ich auf High Heels stundenlang durch die Stadt gehen, weil ich ja meine Füße nicht mehr wie ein Elefant in den Asphalt rammte, sondern mein Beckenboden die Beine anhob. Ja, das funktioniert und sieht ganz normal aus. Eigentlich laufen auch Models so, hab ich erkannt, als ich mit meiner Tochter „Germanys next Topmodel“ ansah.

Und da ich schon die Funktion des Beckenbodens erkannt hatte, hab ich mir das Tigerfeeling Beckenboden Buch von Cantienica besorgt und mir das zu meinem 42. Geburtstag geschenkt.

Und jetzt, jetzt bin ich auf das Buch „Chi statt Botox“ von Christina Schmid gestoßen. Eigentlich über Youtube. Dort hab ich ein Video von ihr entdeckt und gleich eingeübt und tja, bin jetzt dabei hängengeblieben. Mit Akupunkturpunkte im Gesicht drücken können einige Blockaden in der Gesichtsmuskulatur gelöst werden. Ich hatte plötzlich eine befreite Oberlippe und konnte viel leichter lächeln. Man kann es schwer beschreiben. Ich mußte mich weniger anstrengen um zu lächeln. Ich hab auch davor schon oft gelesen, dass man zum Lächeln weniger Muskeln anstrengen muß, also zum böse Dreingucken. Aber das hab ich nicht nachvollziehen können. Jetzt konnte ich es. Jetzt wo die vielen Gesichtmassagen, die im Buch stehen meine Musklen gelockert haben und sie wieder zusammen spielen. Auch im Cantienicabuch stand viel davon, dass die Muskeln wieder zusammenspielen, aber mit den Blockaden drauf hat das nie so funktioniert wie jetzt nach dem Übungen in „Chi statt Botox“. Und auch das Gesichtsschaben hat die Lymphflüssigkeit im Gesicht in Bewegung gebracht und dadurch Stück für Stück meine Mimik freigegeben. Ehrlich: wenn ich jetzt mal böse Dreinblicken will, weil meine Kinder so mehr Ernsthaftigkeit in meinen Worten erkennen, ist das voll anstrengend für mich. Das fühlt sich so an, als müsste ich einen schweren Gegenstand mit meinen Gesichtsmuskeln heben und hab mir aber einen leichten Gegenstand im Kopf vorgestellt. Also man ist überrascht, wie schwer es ist, und lässt es dann gleich wieder fallen. Haha.

  1. Das psychologische dahinter ist, dass, und das wird im Buch Embodiment gut beschrieben, wir gerne glücklich und zufrieden sein möchten, aber unsere Gesichtsmuskeln durch Blockaden in einer Starre sind, die den entspannten Gesichtsausdruck gar nicht mehr zulassen. Schon damals, wie ich an der Uni meine letzten Seminare besucht hatte, hat eine Professorin im Forschungsseminar 1 daran geforscht, was zuerst da ist, die Trauer oder der traurige Gesichtausdruck? Die Wut als Emotion oder der wütende Gesichtsausdruck oder KÖrperhaltung. Ich fand damals die Überlegungen dazu aberwitzig, aber auch interessant. Jetzt, einige Jahre, (20), später, würde ich sagen, dass es definitiv zusammen hängt. Es gibt ja schon genügend Forschung darüber, dass, wenn man einen Bleistift zwischen die Lippen quer einlegt und festhält, dadurch die Mundwinkel sich anheben und dadurch sich automatisch nach kurzer Zeit die Stimmung des Probanden hebt. Nur lässt der Effekt sofort nach, wenn der Bleistift wieder weg ist. Also es gibt eine direkte Steuerbarkeit der Emotionen mit der Gesichtsmuskulatur und der Körperhaltung. Wer aufrechter sitzt, und den dafür notwendigen starken Rücken – halt nicht der Rücken, sondern die Bauchmuskeln müssen dafür gestärkt werden – hat, der ist auch gleich fröhlicher und motiviiert in seiner Handlung.

Ich bekomme immer dann besorgten Blick, wenn ich sehe, wieviele Menschen diesen typisch runden Rücken schon haben, weil sie stundenlang mit gebückter Haltung ins Smartphone schauen. Mit welchen Emotionen gehen diese Menschen durchs Leben? Depression?

2. Und dann gibt es da den 2. psychologischen Punkt. Die Umwelt reagiert auf dich. Wenn man böse in die Welt hineinblickt, dann denken die Menschen, dass er genervt ist und behandeln ihn dementsprechend mit Abstand, um ihn nicht weiter zu nerven. Das wiederum erkennt der böse dreinblickende Mensch und bekommt dann wirklich Emotionen, die genervt sein auslösen. Und dann geht das im Ping Pong hin und her. Ich denke da an ein altes Ehepaar, das frühmorgens erwacht und in die herabhängenden Mundwinkel des anderen sieht und sich denkt, ach, der hat schon wieder schlecht geschlafen und ist schlecht drauf. Und dann behandelt man sich auch so, und …. dabei haben diese Menschen gar nicht schlecht geschlafen, sondern nur ihre Gesichtsmuskeln sind nicht mehr in der Lage das abzubilden, was sie eigentlich fühlen.

Und deshalb ist mein GesichtMuskelTraining bzw Massage auch ein Beitrag für meine Praxis als Coach, Psychologe. Schon Klaus Grawe hat in seinem Buch Psychologische Psychotherapie als einer der HauptWirkfaktoren festgehalten, dass die lesbare Mimik des Psychotherapeuten einen wesentlichen Beitrag zum Gelingen einer Psychotherapie beiträgt. Und was ist nun, wenn der Psychotherapeut/in, meist etwas älteren Jahrgangs, seine Mimik gar nicht mehr so steuern kann, wie er möchte?

3. Was nützt uns all das Wissen über Mimikresonanz und all die Seminare dazu, wenn so viele Menschen gar nicht mehr ihre Gefühle über die Muskeln ausdrücken können?

Also ich trainiere und lockere meine Gesichtszüge brav täglich weiter. Und hoffe so auf gutes Gelingen in meiner psychologischen Tun und auf gutes Verstehen und Agieren im privaten Bereich. Damit man mir wieder vom Gesicht ablesen kann, wie es mir eigentlich geht. Und das ist dank täglicher Meditation gelassen, ausbalanciert und in mir ruhend.